Kunst-Camp August 2016

TRIPOL im Kunst-Camp in den Atelier-Räumen der VHS Heidelberg

Bei der Vorbereitung der Ausstellung ‚ambivalenzen 1.0‘ der Künstlergruppe TRIPOL in den offen zugänglichen Räumen der VHS Heidelberg im April 2015 vereinbarten wir für diesen August 2016 eine Woche TRIPOL im Kunst-Camp in den lichtdurchfluteten Atelier-Räumen im Dachgeschoß des großzügigen Gebäudes in der Bergheimer Str. in Heidelberg.

Eine Woche trafen sich Sabine Amelung, Jürgen Hatzenbühler und Marita Mattheck erneut, um in konzentrierter Atmosphäre den Status Quo der jeweiligen künstlerischen Auseinandersetzung auszutauschen und um den Prozess der Herstellung von Bildwerken gemeinsam durch Gespräche, Überlegungen, Anregungen, Hinweise und Rezeptionen zu begleiten.

Jürgen Hatzenbühler forschte unter Einsatz fotografischer Technik im Haus direkt zur Wahrnehmung und entdeckte Orte, Gegebenheiten und Situationen, die, obwohl schon oft gesehen, bei konkreter Betrachtung eine völlig neue Seite zeigten. Mit Fotoskizzen dokumentierte er seine Fünf-Tage-Arbeit, eine Computerpräsentation der 59 Leuchten im Haus unterstrich die Wertigkeit der räumlichen Vorgabe.

Marita Mattheck nahm die Größe des Ateliers zum Anlass, im Holzdruckverfahren Gedanken, die momentan ihre malerische Arbeit bestimmen, skizzenhaft zu notieren und Serien zu erstellen, um sichtbar zu machen, wie geeignet neu gefundene Formen und Farben sind, um so später in größeren Formaten im eigenen Atelier mit Pinsel auf Leinwand diese Erfahrungen gefiltert umzusetzen.

Werkschau

Ein Künstlergespräch mit, für Künstler wie Besucher, spannenden Fragen der Abteilungsleiterin für Kunst und Gestaltung Claudia Schmidt, bot die Möglichkeit für alle, einen genaueren Einblick in Strategien, Materialabsichten, Werdegang und Utopien der vorgestellten Mitglieder von TRIPOL zu erhalten. Das Ende der intensiven Zeit markierte eine Werkschau, bei der sich Künstler und Besucher einen Überblick der entstandenen Bildwerke verschaffen konnten. Eine Beschreibung der individuellen Arbeit und der Gemeinsamkeiten der Künstler erweiterte das Wissen um Bildfindung und Bildwerdung.

Der Ort der Weiterbildung bot ebenfalls angemeldeten Teilnehmern die Möglichkeit in Workshops zu den verschiedenen künstlerischen Ansätzen innerhalb von TRIPOL eigene Erfahrungen zu machen. Die Rückmeldung der Mitmachenden zum Ergebnis aus den Workshops bestärkte die Künstler in ihrem Vorhaben, spannende Ansätze zu verfolgen; der Austausch beim Vermitteln im Workshop bereicherte und bereichert noch die eigene Arbeit.

Tag 1

Arbeitssituation DKM Aquarell-Cutout

Linie – Fläche – Raum

Mit der Absicht zwischen Linie, Fläche und Raum eine Verbindung herzustellen, wurde in den vergangenen Wochen vor dem Kunst-Camp meine dreidimensionale Arbeit zurück zur Fläche geführt.

Gezeichnete Linien und gemalte Flächen finden statt auf Papier, also auf einem dreidimensionalen Gegenstand. Durch den Einsatz des Cutouts, eben des bewussten Herausschneidens gemalter Bildelemente, materialisieren sich Schnittkanten. Diese, auf Grund der Materialstärke des Bildträgers teilweise beleuchtet, teilweise im Schatten liegend, werden zu ‚leeren Flächen‘, zu Durchblicken. Eine klar wahrnehmbare Dreidimensionalität zeichnet sich deutlich ab.

Zeitgleich wird durch diesen Prozess ein ökonomischer Aspekt verwirklicht: Die herausgeschnittenen ‚dreidimensionalen Flächen‘ werden wiederum genutzt, in dem sie auf einem neuen Bildträger fixiert werden.

Die Verwendung dieser ‚flächigen Objekte‘ bedient somit ein weiteres Mal die gestalterische Absicht Linie, Fläche und Raum gleichermaßen abzubilden.

Tag 2

DKM Aquarell-Cutout, 2 Bilder aus einer Bildidee

Tuschezeichnung – Sklapellzeichnung

Die Suche nach geeigneten Formen mittels der Tusche- und Aquarellmalerei für die Verquickung von DKM-Raumzeichnung und auszuschneidenden Flächen bestimmt die weitere Arbeit. Es zeichnet sich ab, dass durch das Erhalten der ‚Raum-Linien‘ auf den DIN A 4 Blättern eine weitere Ebene des illusionierten Raums entsteht. Es gibt dann die Erzählung von erlebtem Raum in dünner Tuschelinie, das Sichtbarmachen von Material durch Cutout und ein, unterstützt durch Bewegung der gesetzten Pinselstruktur, Einstellen von Vorne, Mitte und Hinten.

Tag 3

Detail aus 70 Pinselstriche, 50 x 70 cm

Vom Zählen der Pinselstriche

Das Schneiden mit Skalpell entlang der Ränder der Tusche-Pinsel-Flächen befördert den forschenden Blick auf Ansatz und Absprung der Pinselhaare. Es wird von Geschwindigkeit und Ruhe, Bewegung und Stillstand, Konzentration und Kontemplation, Füllen und Leeren, Beginn, Verlauf und Beendigung erzählt.

Tag 4

Ateliertisch mit Skizzenbuch mit aufgeschlagener Seite mit neuer Art der Pinselführung im Hintergrund und Aufbringen der ausgeschnittenen 70 Pinselstriche

Ein Paar und mehr

Nachdem die Idee für eine ‚neue‘ Art der Pinselführung – noch ist es nicht der letzte Stand der Dinge – in ersten Skizzen und Probeblättern umgesetzt wurde, führt das Ausschneiden der 70 Pinselstriche und das währenddessen Überdenken dieser experimentellen Ergebnisse zu weiteren Möglichkeiten:

Überlagerungen der Pinselstriche schaffen Räumlichkeiten, genau da ist es sinnvoll durch Cutout die tatsächliche räumliche Wirkung des Materials miteinzubeziehen.

Cutout und der ökonomische Umgang mit den ausgeschnittenen Formen-Elementen führen zu zwei unterschiedlichen Bildergebnissen, abgeleitet aus einer bemalten Papierfläche.

Durch die ‚Ver-Räumlichung‘ der malerischen Strukturen enstehen zwei autonome Objekt-Bilder.

Es besteht eine eindeutige Verbindung zwischen malerischer Fläche, Formen-Objekten und dem vorgegebenen Raum.

Tag 5

DKM 19.08.2016 2, Aquarell, Cutout, Karteikarte, DIN A 4

DKM 19.08.2016 1, Cutout, Karteikarte, DIN A 4

Ausgeschnittenes, Leerstelle und Anbindung

Die ersten DKM DIN A 4 Blätter der jetzt begonnenen Serie basieren auf folgendem Prinzip: Der malerische Aquarell-Strich, der sich über die lineare Raumzeichnung erstreckt, wird so ausgeschnitten, dass die Leerstelle an die Zeichnung angebunden bleibt. So entstehen ein Leerstellen-Pinselstrich-Bild mit angebundener Zeichnung und ein Ausgeschnittenes-Bild mit Leerstellen-Zeichnung.

Neu ist ein weiteres Cutout- und Trennungs-Prinzip: Bei dem einen Bild bleibt der malerische Aquarellstrich an die Zeichnung angebunden, das gesamte Umfeld wird abgetrennt, beim anderen Bild zeigt sich der Leerstellen-Pinselstrich verbunden mit der Leerstellen-Zeichnung.

Eine Katalogisierung der Gestaltungsmöglichkeiten bietet sich an, eine genaue Begriffsdefinition wird wichtig.