Die immer wiederkehrende Frage zur Verküpfung, Verbindung, gegenseitigem Bedingen, das eine aus dem anderen Resultierendem, das eine das andere Ermöglichende innerhalb meiner Malerei und Zeichnung ist erneute Inspiration der derzeitigen Papierarbeiten. Radierung und Vinyl-Stempeldruck, eine Alliance von klassischer und moderner Drucktechnik dienen mir zur Erkundung der Qualitäten einzelner Pinselstriche.
Der mit Tusche gesetzte Pinselstrich, zufällig in die eine oder andere Richtung bewegt, mit zufällig starkem oder schwachem Druck ausgeführt, in zufälliger Dynamik, Breite, an Beginn und Ende zufällig auffächernd, ist eine individuelle Dokumentation eines im gleichen Moment erlebten und sichtbar gemachten Augenblicks in einer oft zufällig gewählten farbigen Ausführung.
Was bietet diese Bewegung, die in die Fläche gebrachte räumliche Aktion, die Aneinanderreihung von Kurven, Verjüngungen und Verbreiterungen, was zeichnet diesen oder jenen Pinselstrich aus, was unterscheidet ihn maßgeblich von anderen, was wird aufgrund einer Aktion innerhalb einer kurzen Minute aufgrund der speziellen Erscheinungsform sichtbar.
Ein ausgewählter Pinselstrich bildet in der Berarbeitung und Visualisierung über Stempeldruck nicht mehr Druck und den daraus resultierenden Farbverlauf ab, wird sozusagen generalisiert, beschränkt sich auf seine gleichmäßig gefüllte Druck-Farb-Fläche und eröffnet darüber neue Wege der Nutzung. Eine solche ist die Aufnahme der Außenkontur, die über die um den Stempel-Druckstock herum geführte Linie abgebildet wird. Das Einandersetzen, Spiegeln und die dadurch über- und untereinander verlaufende ‚Zeichen-Bahn‘ beschreibt Richtung, Dynamik und Raum, alles was Malerei bieten kann.
Die Auswahl der Radierung als Medium, die Linie zu fassen resultiert aus dem Einsatz der Skalpellzeichnung innerhalb der Werkgruppe vom Zählen der Pinselstriche und unterstreicht meine Absicht, die Linie als ein räumliches Element zu verstehen.